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Von Dipl.Ing. Dietrich Fecht im Februar 2004 ©
Einstellen der Hinterachsfederung an Trikes mit VW-Käfer Hinterachse
Die Hinterachs-Einstellung und Abstimmung an Trikes mit VW-Käfer Hinterachsen ist nicht so einfach wie es auf den ersten Blick scheint. Hier können entscheidende Fehler gemacht werden, die neben einem schlechten Fahrkomfort zu extrem verschlechtertem und gefährlichem Fahrverhalten sowie zu einem Bruch von tragenden Teilen der Hinterachskonstruktion führen können.

Mit Arbeiten an der Einstellung der Drehstabfedern ist also nicht zu experimentieren. Einstellarbeiten an der Hinterachse eines Trikes gehen oft auf den Wunsch des Trike Besitzers zurück, ein nicht ganz waagerecht stehenden Fahrzeugheck, eine nicht exakt senkrecht auf der Straße stehende Vorderradgabel, oder eine als zu hart oder zu weich empfundene Hinterachsfederung "richtig" einstellen oder optimieren zu wollen. Dieses vorausgeschickt, will ich die Zusammenhänge für den technisch interessierten Triker erklären und einige Hinweise für den sachkundigen Monteur geben. Auch soll dieser Artikel dazu beitragen, häufige Fehler zu vermeiden.


Die nachfolgenden Ausführungen sind keine Reparaturanleitung für Trikes und sollen so auch nicht verstanden werden. Es sind in jedem einzelnen Fall und für jedes einzelne Fahrzeug die Service- und Reparaturanweisungen des Fahrzeugherstellers einzuholen. Die angegebenen Zahlenwerte sind lediglich Beispielwerte zum Verständnis des Zusammenhanges und müssen auf die verschiedenen einzelne Fahrzeuge nicht zutreffen.

Bei den VW-Käfer Hinterachsen erfolgt die Federung durch die Drehstabfedern als Federelement. Diese Drehstabfedern sind für ein schwereres Auto und höhere Kräfte ausgelegt als an den meisten Trikes üblich. Es gibt viele verschiedene äußerlich sehr ähnliche VW Drehstabfedern mit unterschiedlichen Federkennungen. In den Käfern wurden links und rechts unterschiedliche Drehstäbe eingebaut. Diese Notwendigkeit ergibt sich aus den unterschiedlichen Verschleißbedingungen und unterschiedlichen Belastungen für links und rechts im Käfer. Trotz dieser Ausgleichsmaßnahmen ist nach jahrelangem Gebrauch oftmals die eine Seite weicher als die andere.

Die Drehstäbe arbeiten am leichteren Trike in einem nicht ganz optimal passenden Bereich. Hinzu kommt, dass die Toleranzen auf den unsensibleren PKW Einsatz abgestimmt sind. Auch am Trike sind die Federkräfte links und recht nicht völlig identisch. Das ergibt sich aus dem nicht zu 100% in Vortrieb umgewandeltem Motordrehmoment des längs eingebauten Motors. Ein Teil des Motordrehmomentes will das Trike permanent drehen und führt damit zu links und rechts unterschiedlichen Belastungsbedingungen. Je stärker die produzierte Motorleistung, um so stärker der Effekt. So unterschiedlich wie beim PKW sind die Belastungen allerdings nicht.

Bei Trikes werden meistens gebrauchte Hinterachsen eingesetzt, deren Seiten oft unterschiedlich stark federn. Tatsache ist weiterhin, dass aufgrund der VW Konstruktion die Seiten in der Vorspannung wegen der gegebenen Verzahnung leider nicht völlig gleich eingestellt werden können. Ideal am Trike wäre, wenn beide Achsseiten gleich federn. In der Praxis ist dies jedoch nur in Ausnahmefällen zu erreichen. Es kommt also darauf an, dass sich die Hinterachse in den zulässigen Toleranzen befindet.

Die Stoßdämpfer haben die Aufgabe, nicht zu federn, sondern, wie der Name schon sagt, Federungsstöße zu dämpfen. Hier gibt es auch Toleranzen. Ein völliger Gleichlauf wäre zwar schön, ist in der Praxis aber kaum gegeben. Der Federweg wird nicht verändert, wenn stärker dämpfende (härtere) oder weniger dämpfende (weichere) Stoßdämpfer eingebaut werden. Das dynamische Federungsverhalten des Fahrzeuges ändert sich durch den Einbau von der Serie abweichender Stoßdämpfer. Diese Änderung muss nicht immer positiv sein, sondern kann sich auch negativ auf das Fahrverhalten auswirken.

Stoßdämpfer mit zusätzlichen Schraubenfedern sind ebenfalls nicht zwangsläufig eine Verbesserung. Bei üblicherweise vorgespannten Längslenkern wird die Federung bei weitem zu hart. Auch werden die Drehbelastungen, denen das Hinterachsquerrohr ausgesetzt ist, größer. Wenn man die Vorspannung der original Drehstabfedern zu weich eingestellt hat, kann man dies jedoch mit den zusätzlichen Schraubenfedern an den Stoßdämpfern in der Wirkung wieder ausgleichen.

Unsere früheren Versuche mit speziellen Stoßdämpfern mit Zusatzfedern, aber auch mit pneumatisch in der Vorspannung verstellbaren Stoßdämpfern, haben in der dauernden Fahrpraxis keine befriedigenden Ergebnisse erbracht.

Praktikabel und bewährt ist eine ausreichende Vorspannung der Drehstabfedern, verbunden mit ausreichendem Gleichlauf der Federkennlinien der Drehstäbe links und rechts. Alles andere gehört in den Bereich Tuning und Feinabstimmung, wo es aber durchaus seine Berechtigung hat. Nur hier sind wirkliche Spezialisten gefragt. Auf diesen Themenkreis will ich mit diesem Artikel auch nicht näher eingehen.

Wer seine gebrauchten Drehstabfedern exakt beurteilen will, muss die Federkennlinien messen und am besten graphisch aufzeichnen. Im Prinzip geht das so, dass die verdrehende Kraft schrittweise gemessen und der entsprechende Verdrehwinkel notiert wird. Aufgrund der Ergebnisse kann man den Verdrehwinkel über der Kraft in einem Diagramm aufzeichnen und die Kurven miteinander vergleichen. Wer öfter Trike Hinterachsen einstellen oder warten will, sollte sich eine entsprechende Prüfeinrichtung anfertigen.

Es gibt bekanntlich zwei verschiedene Hinterachstypen. Die VW Pendelhinterachsen aus den 1200er - 1300er - Bus - und Mexiko-Käfer Modellen und die Schräglenkerhinterachsen aus den 1302 - 1303 Modellen. Beide Typen sind höchst unterschiedlich und müssen auch grundverschieden eingestellt werden.

Die Pendelachse hat den Vorteil des geringeren Gewichtes, der unkomplizierteren und einfacheren Antriebsteile und auch, auf ebener Straße, der besseren Straßenlage, insbesondere bei sportlicher Fahrweise. Diese Achse hat bei Trikes den Nachteil, dass der Federweg begrenzt werden muss, um zu starkes Kippen der breiten Trike Hinterräder zu vermeiden.

Ein Teil der Federungsarbeit muss wegen des geringen Federweges daher von den Hinterrädern selbst übernommen werden. Dies wird durch den relativ niedrigen Reifluftdruck von 0,8 bar bei 295-er und 0,9 bar bei 235-er Rädern erreicht. Dieser erforderliche niedrige Reifenluftdruck wird sehr oft vergessen oder aus Unkenntnis nicht berücksichtigt.

Auf keinen Fall darf die Federung so weich eingestellt werden, dass bei Fahrten auf buckeliger Straße die Hinterachse bis auf die Gummi Anschlagspuffer durchschlägt. Dies kann bei sportlich schnell gefahrenen Kurven und einseitig durchschlagender Hinterachse auch für sehr geübte Triker zu unkontrollierbaren Bocksprüngen ausarten, die in einem unfreiwilligen Verlassen der Fahrbahn enden können.

Ein weiterer fataler Fehler wird gemacht, wenn die Drehstäbe wegen des vermeintlich erforderlichen weichen Federungskomforts so extrem weich eingestellt werden, dass das Trike bei den wochenendlichen Ausflügen mit schlanker Mutter auf dem Rücksitz, vollem 50 l Bierfass auf dem Gepäckträger und angehängtem Mobilwohnheim (man möge mir verzeihen) mit bis auf die Gummipuffer durchgedrückter Hinterachse gefahren wird. Dies kann dazu führen, dass das querliegende Hauptrohr der Hinterachse, in dem sich die Drehstabfedern befinden, neben der Motorträgerkonstruktion schlichtweg wegen dauernder Überlastung in Form eines Dauerbruches abbricht.

Die Einstellung der Pendelachse an Trikes ist ein Kompromiss. Sofern keine speziellen Stoßdämpfer als Tuningteile eingebaut sind, müssen die Längslenker mit ausreichender Vorspannung gegen die, hoffentlich vorhandenen, Trike spezifisch eingeschweißten Anschlagstücke so eingestellt werden, dass die Räder in unbelastetem Zustand fast senkrecht auf der Straße stehen und ein Durchschlagen auf üblich guten Straßen bei voller Beladung vermieden wird.

Als Vorspannungs-Einstellwert für die beim Einbau noch unbelasteten Längslenker an unseren Trikes mit original VW 1200/1300 Drehstabfedern wird angegeben:

Maß von Mitte Loch oberer Stoßdämpferverschraubung zu Mitte Loch des vorderen der drei hinteren Achsverschraubungslöcher am Längslenker: Vorspannungs-Einstellwert 330 bis 335 mm.

Wird ein geringeres Maß, also zu weich, eingestellt schlägt die Federung in beladenem Zustand stark durch. Wird ein höheres Maß, also zu hart - zuviel Vorspannung, eingestellt, können die Ausfederungsanschläge mit den eingeschweißten Anschlagstücken an der VW Gusskonstruktion ausbrechen.

Die Dicke der Anschlagstücke vor dem Einschweißen ist so anzupassen, dass sich am Chassis bei komplett gebrauchsfertig montierter Hinterachse zwischen der Oberkante der Gummipuffer und den Anschlagpfannen ein Maß von ca. 50 mm mit links gegenüber rechts 3 - 5 mm Toleranz ergibt und die Räder zwischen 3° und 5° gegenüber der Senkrechten unten nach innen stehen.

Die Schräglenkerhinterachse ist schwerer, aufwendiger konstruiert und ermöglicht eine weichere Federung wegen des möglichen längeren Federweges. Durch den größeren Federweg lassen sich auch unterschiedliche Beladungszustände besser abdecken. Diese Achse hat aber den Nachteil der größeren Kurvenneigung nach außen und der damit verbundenen etwas schlechteren Straßenlage bei sportlichem Fahren.

Eine Trike spezifische Ausfederungsbegrenzung in Form von zusätzlich eingeschweißten Anschlagstücken ist nicht erforderlich, da die Räder nahezu senkrecht geführt werden. Sie ist auch nicht sinnvoll, da damit lediglich nur Ausfederungsweg verschenkt würde, der zur Straßenführung aber erwünscht ist. Es passt die original Käfer PKW Einstellung auch für Trikes und braucht nicht modifiziert zu werden.

Wer keine Anhaltspunkte hat stellt als Maß von Mitte Loch oberer Stoßdämpferverschraubung zu Mitte Loch des oberen der drei hinteren Achsverschraubungslöcher am Längslenker ein: Vorspannungs-Einstellwert 265 bis 270 mm.

Einstellarbeiten beschränken sich bei der Schräglenkerachse auf den Gleichlauf der linken gegenüber der rechten Seite und Ausgleich einer außerhalb der Toleranz nicht waagerecht stehenden Achse durch Verdrehen der Drehstabfedern an einer Seite. Die Längslenker sollten nicht wesentlich höher, also nicht wesentlich weicher, eingestellt werden, da dadurch ein Durchschlagen bei voller Beladung ermöglicht wird.

Für alle Arbeiten an VW Trike Hinterachsen sollte gelten, dass die jeweilige Bezugsebene durch die Mitte des die Drehstabfedern aufnehmenden Haupt Querrohres der Hinterachskonstruktion definiert ist.

Beispiel einer Vorgehensweise:

  1. Man stelle das Chassis des Trikes ohne Karosse auf eine mittels Wasserwaage als waagerecht ausgemessene ebene Fläche.

  1. Mit untergelegten Distanzstücken zwischen Wasserwaage und Hauptachsrohr wird bei links und recht identischer Reifenabmessung, Reifenabnutzung, Reifenluftdruck und überprüften runden Felgen gemessen, ob sich das Hauptachsrohr in der Waagerechten befindet.

Toleranz gegenüber dem Boden bei Pendelachse 0,5°. Das entspricht 15 mm Höhenunterschied auf die Fahrzeugbreite von 175 cm.

Toleranz gegenüber dem Boden bei Schräglenkerhinterachse 1,0°. Das entspricht 30 mm Höhenunterschied auf die Fahrzeugbreite von 175 cm.

Bei Überschreiten dieser Werte, sollte die Hinterachse nach Trike - Herstellervorschrift neu justiert und/oder die Anschlagstücke überprüft werden.


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